Trinitatis Quartier „Ein Projekt, das weit über die Kirche hinausstrahlt“


Am Freitag wird es feierlich: Mit einem Festival, vielen Gästen und der Bischöfin wird das Trinitatis Quartier offiziell eröffnet – ein Projekt, das in Europa einmalig ist und es sogar in den Spiegel geschafft hat. Marco Tripmaker hat mit Propst Frie Bräsen über die Kraft dieses Ortes, seine Bedeutung für die Stadt – und für die Kirche – gesprochen.

Marco Tripmaker: Herr Bräsen, was bedeutet das Trinitatis Quartier für Sie?

Frie Bräsen: Zunächst einmal ist das Trinitatis Quartier ein Geschenk an die Stadt. Wir als Kirche denken hier nicht nur für uns – sondern für alle. Die Kirche hat eine Aufgabe in der Stadt, und mit diesem Projekt füllen wir sie mit Leben.

Tripmaker: Wie zeigt sich das konkret?

Bräsen: Wir schließen eine Baulücke, die seit dem Zweiten Weltkrieg wie eine offene Wunde mitten in Altona lag. Jetzt entsteht hier ein Ort, der Menschen zusammenbringt – auch solche, die mit Kirche vielleicht nichts am Hut haben. Es entsteht ein Platz, der Begegnung ermöglicht. Das war uns wichtig: dass hier nicht nur gebaut, sondern wirklich gelebt wird.

Tripmaker: Welche Rolle spielt dabei die Ästhetik des Ortes?

Bräsen: Ich finde die Gestaltung einfach schön. Die Mischung aus Backstein, Holz und einem einladenden Außenbereich ist modern – aber nicht überkandidelt. Das passt zu uns. Es ist ein Ort, der Wärme ausstrahlt, ohne sich aufzudrängen.

Tripmaker: Und kirchlich gesehen?

Bräsen: Es geht nicht nur um Gebäude, sondern um Inhalte. Das Trinitatis Quartier ist ein Ort gelebter Diakonie. Hier zeigt sich, was Kirche heute sein kann: offen, sozial, solidarisch. Wir haben beispielsweise das Housing-First-Modell integriert – Menschen, die lange auf der Straße gelebt haben, bekommen hier ein Zuhause. Das sind sehr bewegende Begegnungen.

Tripmaker: Ist das auch ein Signal gegen die oft beschriebene „Schrumpfung“ der Kirche?

Bräsen: Unbedingt. Wir reden viel zu oft über das, was weniger wird – Mitgliederzahlen, Ressourcen. Dabei haben wir doch so viele Möglichkeiten! Unsere Grundstücke sind Potenzialräume. Dieses Projekt zeigt: Da entsteht etwas. Es wächst. Und es macht Mut.

Tripmaker: Wie wichtig waren dabei die Experten von bauwerk KIRCHLICHE IMMOBILIEN?

Bräsen: bauwerk war der Schlüssel. Ohne dieses Know-how im Kirchenkreis hätten wir das nie so professionell realisieren können. Dass wir als Kirche in dieser Form bauen – sozial, ästhetisch, wirtschaftlich verantwortlich – das ist immer noch einmalig in Deutschland. Und für unsere Landeskirche sowieso.

Propst Frie Bräsen - Copyright: Joseph Ruben Heicks
Propst Frie Bräsen blickt mit großer Vorfreude auf die Eröffnung vom Trinitatis Quartier.

Tripmaker: Wie wirtschaftlich kann Kirche bauen – ohne ihren Auftrag zu verlieren?

Bräsen: Indem wir mit Augenmaß planen. Natürlich müssen wir mit Geld haushalten – aber eben nicht auf Kosten unserer Werte. Hochpreisiger Wohnraum war nie das Ziel. Wir wollen Menschen ein Zuhause geben, die auf dem Hamburger Wohnungsmarkt sonst kaum eine Chance haben. Die berühmten „Goldenen Wasserhähne“ passen dazu nicht – sie passen auch nicht in ein Studentenwohnheim, das wir auch bauen könnten.

Tripmaker: Ein besonderes Element ist auch die Pilgerherberge. Was steckt dahinter?

Bräsen: Die Pilgerherberge ist für mich ein echtes Juwel. Gastfreundschaft ist ein zentraler christlicher Wert, für den die Bibel gewinnen will – und den leben wir hier. Es war uns wichtig, diesen Gedanken neu zu beleben. Die Gestaltung ist unglaublich geschmackvoll, die Atmosphäre herzlich. So wird aus einem einfachen Beherbergungsbetrieb ein spiritueller Ort.

Tripmaker: Was wünschen Sie sich zur Eröffnung?

Bräsen: Ich wünsche mir, dass die Menschen hier ein richtig schönes Fest feiern. Das soll Drive bringen, dass die Institutionen und Bewohner*innen zusammenwachsen, sich verbunden fühlen – und vielleicht eine gemeinsame Identität für diesen besonderen Ort entwickeln. Das wäre der größte Erfolg.